Geschichte des Limes

Die Überwachung des Obergermanisch-Raetischen Limes erfolgte mit ca. 900 Wachttürmen und Kleinkastellen. Im nahen Hinterland befanden sich ca. 120 Kastelle mit fest stationierten Truppen. Die Grenzanlage diente aber nicht als militärisches Bollwerk. Sie war eine überwachte Zone, an der die Ein- bzw. Ausreise kontrolliert und Zölle auf gehandelte Waren erhoben wurden.

Geschichte

Ausbauphase 1: Eine Schneise bestückt mit Wachttürmen führt durch den Wald. (Rekonstruktion © Dieter Rothacker). 
Ausbauphase 2: Eine Palisade befestigt die Grenzanlage. (Rekonstruktion © Dieter Rothacker). 
Ausbauphase 3: Die Holztürme werden durch steinerne ersetzt. In Obergermanien löst ein Wall-Graben-System die Palisade ab. (Rekonstruktion © Dieter Rothacker). 
Ausbauphase 4: In Raetien ersetzt eine Steinmauer die Holzpalisade. (Rekonstruktion © Dieter Rothacker) 

Die Grenzanlage hat mehrere Ausbauphasen. So wurde aus einer Waldschneise gedeckt mit Türmen eine dauerhafte Barriere mit Palisade und später mit Wall-Graben-System bzw. mit Mauer.

In der Mitte des 3. Jh. n. Chr. führten vermehrte Unruhen in den germanischen Gebieten und innerrömische Konflikte zur Aufgabe des Obergermanisch-Raetischen Limes. Die Überreste des Limes blieben lange oberirdisch sichtbar, sodass sie sich in Orts- und Flurnamen wiederfinden. Manche wurden sogar zur Basis für lokale Sagen, in denen Riesen oder der Teufel höchst selbst die monumentalen Bauten errichteten.

Welterbe

Die Ernennung zum UNESCO-Welterbe bescheinigt dem Obergermanisch-Raetischen Limes einen außergewöhnlichen universellen Wert. Doch worin liegt dieser? Auf den ersten Blick mag es einem nicht einleuchten, warum ein Bauwerk, das größtenteils unter der Erde verborgen liegt und weitestgehend nur in seinen Fundamenten erhalten ist, den gleichen bedeutsamen Rang für die Menschheit haben soll wie der Kölner Dom, die Berliner Museumsinsel oder das Wattenmeer. Der Obergermanisch-Raetische Limes erfüllt tatsächlich drei der sechs für Kulturerbestätten relevanten Kriterien.

  • Er ist ein einzigartiges Zeugnis für die Macht des Römischen Reiches und dessen großen Einfluss auf die von ihm beherrschten Gebiete.
  • Er ist ein hervorragendes Beispiel für die Militärarchitektur und Bauweise im Römischen Reich.
  • Er belegt den Austausch menschlicher und kultureller Werte, die zur Weiterentwicklung in verschiedenen Bereichen beitrugen.

Der Obergermanisch-Raetische Limes trug – und trägt weiterhin – maßgeblich zu Kenntnissen über die Römische Epoche bei. Es ist eine unverzichtbare und unersetzbare Quelle für die historische Forschung. Sein Erhalt geschieht also im Interesse der gesamten Menschheit.

Römisches Reich

Der Obergermanisch-Raetische Limes ist nur ein kleiner Abschnitt der römischen Außengrenze. Zur Zeit der größten Ausdehnung des Römischen Reiches umfasste die Grenze mehr als 7.500 km. Sie erstreckt sich damit heute in über 20 Länder auf drei Kontinenten. In den verschiedenen Landschaften musste die Grenze unterschiedlichen Ansprüchen genügen und wurde daher unterschiedlich ausgebaut. Dieses gemeinsame und vereinende Erbe soll als transnationales Welterbe „Frontiers of the Roman Empire – Grenzen des römischen Reiches“ bewahrt und vermittelt werden.

Nasse Grenze: Die Donau bildete die nordöstliche Grenze des römischen Reiches. Zu sehen ist das Eiserne Tor, das heute die Grenze zwischen Serbien und Rumänien bildet. 
Hadrianswall: In England bildete eine steinerne Mauer die Grenze. Kastelle wie Housestead lagen direkt an der Wehranlage. 
In manchen Regionen wie hier in Lambaesis (Algerien) sind die antiken Bauten sehr gut erhalten. Hierbei handelt es sich um den Vorbau des Stabsgebäudes eines Legionslagers. 
Wüstenlimes: Je nach Landschaft reichte eine Kette von Kastellen zur Überwachung der Grenze aus - wie hier beim Kastell Qasr Bshir (Jordanien). 

Derzeit befinden sich davon fünf Abschnitte auf der UNESCO-Welterbeliste. Als Erstes wurde 1987 der Hadrianswall in England ernannt. 2005 folgte der Obergermanisch-Raetische Limes in Deutschland und 2008 der Antoninuswall in Schottland. Seit 2021 gehören der westliche Donaulimes in Deutschland, Österreich und der Slowakei sowie der Niedergermanische Limes in Deutschland und den Niederlanden zu den Welterbestätten. Der Ausbau dieses großartigen und beispiellosen Projektes ist nur durch die Kooperation von vielen Ländern und internationalen Gremien möglich.